02.11.2006

Paul & Klaus -- Rollschuhe und ein Hubschrauber


Ein Sonntag im Herbst. Wind weht über die Stoppeln der abgeernteten Felder. Gelegentlich sieht man sogar noch einen der riesigen Mähdrescher über die Felder fahren. Aber der Sommer ist vorbei.

Trotzdem ist Tanja viel draußen. Sie fährt gerne Inliner, also eine Art Rollschuhe. Und wer selbst Inliner fährt, weiß, wie schnell man damit fahren muss. Guter Schutz ist daher auch für Tanja ganz wichtig. Neben Knieschonern trägt sie auch Schützer an den Ellenbogen und Händen. Sie ist heute schon ein ganzes Stück gefahren, als sie plötzlich ein lautes "KNIRSCH" hört. Und plötzlich wurden ihr die Beine weggerissen und sie segelte mitten auf dem Radweg hin. Und hatte leider Pech dabei: Sie fiel richtig doll auf den Hinterkopf.

Zum Glück hatte ein Autofahrer den Sturz von Tanja gesehen und blieb sofort stehen. Er sprang auf dem Auto und lief zu ihr: "Haben sie sich weh getan? Kann ich ihnen helfen?" Doch Tanjas Kopf tat zu weh, um die besorgten Fragen zu beantworten. Der Mann aus dem Auto zog sein Handy heraus und wählte die Notrufnummer 1-1-2.

"Feuerwehr-Notruf, wie kann ich ihnen helfen?", meldet sich der Feuerwehrmann in der Leitstelle. "Hier ist eine Inline-Skaterin schwer auf den Hinterkopf gestürzt", stammelte der Mann. "Ist sie denn noch ansprechbar? Können sie mit ihr reden?", fragte der Feuerwehrmann, um herauszufinden, wie schlimm Tanja verletzt war. "Ja, sie ist wach und bewegt sich, ist aber irgendwie komisch benommen", erklärt der Autofahrer. "Wir schicken ihnen sofort Hilfe, wo genau ist das passiert?".

Noch während er Anrufer dem Feuerwehrmann den genauen Unfallort erklärt, tippte dieser alle wichtigen Informationen in den Computer ein und wenige Sekunden später:

PIIIIEP, PIIIIEP, PIIIIEP, ... "EINSATZ FÜR DEN RETTUNGSWAGEN, GESTÜRZTE INLINE-SKATERIN.", hieß es auf dem Piepser.

Paul und Klaus hatten an diesem Tag bereits einige Einsätze zusammen erlebt und waren gerade von der Tankstelle zurück zur Wache, als der Piepser los ging. Sofort guckten sie auf dem Stadtplan nach, wo genau der Unfall passiert sein musste. Dann schalteten sie - klick - zunächst das Fahrtlicht, dann - klick - das Blaulicht und zuletzt - klick - das Martinshorn an. Und dann ging es, mit TATÜ TATA so schnell wie möglich zu Tanja, die immer noch mit Schmerzen im Kopf auf dem Radweg lag.

So richtig konnte sie sich nicht bewegen und eigentlich wußte sie auch gar nicht, was passiert war und warum sie plötzlich auf dem Boden lag. Und was der Mann wollte, der mit seinem Handy um sie herum lief, war ihr auch nicht klar. Irgendwie war sie auch ziemlich müde und wollte immer wieder die Augen zu machen -- aber dieser Mann hielt sie immer wieder wach. Schließlich hört sie aus der Ferne ein Martinshorn, das rasch lauter wurde und schließlich ganz in ihrer Nähe aufhörte.

Paul und Klaus sprangen aus dem Wagen und nahmen ihren Notfallkoffer mit. Sie liefen direkt zu Tanja, sprachen kurz mit ihr und erklärten ihr, was passiert war. Dann untersuchten sie vorsichtig ihren Kopf und auch den Rest von ihr. Paul machte sich Sorgen, weil Tanja immer müde war und die Augen schloß. "Ein Notarzt muss her", sagte er schließlich zu Klaus. "Alles klar, ich funke die Leitstelle an", sagte Klaus und lief zum Wagen.

"Leitstelle von Rettungswagen"
-- "Kommen sie!"
"Wir brauchen hier dringend einen Notarzt."
-- "Ja, verstanden. Ich schicke ihnen den Hubschrauber."
"Verstanden. Ende."

"Paul? Sie schicken uns einen Hubschrauber!", rief Klaus zu seinem Kollegen rüber und lief wieder zu ihm. "Der kann ja direkt hier auf dem Stoppelfeld runterkommen", meinte Paul.

Während die Beiden auf den Hubschrauber warteten, kümmerten sie sich weiter um Tanja und versorgten sie soweit, dass sie sie auf die Trage und ins Auto bringen konnten. Dort konnten sie Tanja nicht nur im Warmen weiter untersuchen und versorgen, sondern hatten auch alles griffbereit in den Schubladen des Rettungswagens.

Wenige Minuten später hörten sie dann auch schon das Knattern des Hubschraubers, der ganz in ihrer Nähe landen wollte. Paul öffnete die Seitentür des Rettungswagens und schaute hinaus -- genau in dem Moment, als der Hubschrauber kaum 50 Meter von ihnen entfernt auf dem Stoppelfeld landete. Der Rotor des Hubschraubers machte dabei soviel Wind, dass die Stoppeln des Feldes wie bei einem Sturm hochgewirbelt wurden und bei Paul in den Wagen flogen. Schnell machte er daher die Tür zu und wartete, bis der Motor des Hubschraubers aus war. Und dann kam auch schon der Notarzt angerannt und zu ihnen in den Wagen.

Er untersucht Tanja, die mittlerweile nur noch schlief und gar nicht mehr wach werden wollte, schnell und entschied dann, dass sie mit dem Hubschrauber ins Krankenhaus gebracht werden sollte. Also brachten Paul und Klaus Tanja zum Hubschrauber, um sie den Kollegen zu übergeben. Kaum 6 Minuten nach der Landung startete der Hubschrauber schon wieder -- diesmal mit Tanja.

Paul und Klaus mussten jetzt nur noch ihren Wagen aufräumen, die Strohstoppel rausfegen und konnten dann zur Rettungswache zurück fahren.

Und weil sie natürlich wissen wollten, wie es Tanja ergangen war, riefen sie am nächsten Tag im Krankenhaus an und freuten sich, als sie hörten, dass Tanja zwar noch dort war, es ihr aber wieder besser ging. Am nächsten Tag sollte sie entlassen werden.

V.0.2

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