Nachts schlafen wir ganz oben auf dem Höllenberg. Dann erscheinen meine Nachtgespenster. Ich schließe fest die Augen und kuschele mich ganz eng an Berta.

Vielleicht sollte ich Freundschaft mit den Gespenstern schließen.
Morgens rennen wir Kälber den Berghan hinunter. Gestern stoppt ich auf halbem Weg. Mir kamen ganz verführerische Düfte aus der Feuerstelle entgegen. Ich kletterte über den gemauerten Rand und stand mit meinen Vorderbeinen mitten in der Feuerstelle.

und auch mein Fell war bis zu den Ohren schwarz. Ich steckte den Kpf tief ins Wasser. Meine
Mutter beleckte mich mit ihrer rauen Zunge. Das mag ich eigentlich sehr gerne -- nur nicht im Gesicht. Aber jetzt mußte es wohl sein.
Übrigens hatte ich mich geirrt, als ich glaubte, auf der Alm gebe es keine Zäune. Sie siehen hier nur ganz anders aus. Man kann sie leicht mit alten Baumstämmen verwechseln. Es gibt keinen Stacheldraht, nur übereinandergeschichtete Stämme und Äste. Die Schichtung ist so hoch, dass wir Kühe nicht darüber klettern können; aber manchmal besuchen uns oben auf der Alm Hirschkühe, die springen elegant darüber. Das möchte ich auch können.
Wie auf jeder richtigen Alm gibt es auch auf der Matlalm einen Stall für die Kühe und eine Almhütte für Menschen.

Bei uns im Stall geht es immer sehr drängelich zu, denn der Stall ist viel zu klein für uns alle. Daher schubsen und treten alle, um einen Platz zu ergattern. Mir ist dieses Gewühle ein Graus.
Ich blicke immer sehnsüchtig zur Almhütte hinüber. Dort ist sehr viel Platz. Leider ist das Hüttengrundstücl mit diesem hohen Baumstammzaun umgeben. Aber neulich entdeckte ich ein Lock, durch das sogar ein Auto fuhr. Das musste also der Eingang sein. Neugierig näherte ich mich und wollte schon durch die Lücke marschieren, da bemerkte ich zu meinem Entsetzen eine richtige Fallgrube, mindestens einen halben Meter tief. Darüber lagen im Abstand von vielleicht 20 cm sechs Eisenträger. Die Räder des Autos konnten bequen darüber fahren, aber ich hatte keine Chance -- gemein, was die Menschen sich alles ausdenken.
Geschrieben von Irmtraud, illustriert von Hans-Jörg.
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