05.09.2010

ICE Übung 2010

Muss noch von der Übung in der letzen Woche berichten... Denn dieses Mal habe ich so eine Übung mal von der "anderen Seite" aus erleben dürfen. Also nicht als einer, der Opfer oder Betroffene aus einer Notsituation rettet, sondern als eben ein Opfer, das teilweise lange auf Hilfe und Unterstützung wartet.

Aber fangen wir von vorne an.

Meine "Verbrennung"
Um 21 Uhr ging es für uns "Verletzte" erstmal los: Wir wurden geschminkt. In meinem Fall war das eine drittgradige Verbrennung am Arm, die richtig spektakulär aussah (siehe Bild). In Wirklichkeit ist das nur Gelatine, Watte und natürlich Farbe.

Meine "Verletztenkollegen" hatten teilweise offene Frakturen, schwere Verbrennungen am Brustkorb, Schürfwunden und vieles mehr.

Gegen 23 Uhr sind wir dann mit unserem ganzen Tross zu Fuß durch die Siegburger Innenstadt gelaufen. Erstaunlich, wie wenigen Menschen unsere Verletzungen aufgefallen sind.

Irgendwann kam dann auch "unser" ICE, mit dem es erstmal nach Montabaur ging. Im Zug: 150 Betroffene, also unverletzte Kollegen -- und wir. 20, zum Teil schwer verletzte Opfer. In Montabaur drehte der Zug dann und es ging wieder zurück bis fast nach Siegburg. In einem Tunnel blieb der ICE dann stehen. Das Horrorszenario begann: ICE Unglück in einem Tunnel, der Waggon mit dem Bordbistro entgleist, dort finden sich auch viele (Schwer-) Verletzte.

Wo lang denn nun?
Und für uns "Opfer" begann das lange Warten. Nach einer gefühlten Ewigkeit von 45 Minuten dann endlich der erste Feuerwehrtrupp im Zug. Da ich noch gehfähig bin, werde ich aus dem Zug rausgeschickt. "Gehen Sie mal da lang, da kommt Hilfe", sagt mir der eine Feuerwehrmann noch. "Da lang" ist aber lang. Denn so ein Tunnel ist schon recht groß. Und in der Mitte liegen zwei Gleise, über die ich mich als Verletzter natürlich nicht traue. Somit bleibt der nur 100 m entfernte Notausstieg für mich unerreichbar.

Rettungswagen zum Abtransport
Ich kämpfe mich auf dem "Bordstein" weiter bis zum Tunnelausgang. Auch dort muss ich erst durch lautes Rufen auf mich aufmerksam machen. Dann holt mich jemand rüber. Aber auch hier werde ich weitergeschickt, einen Waldweg hoch -- oben wäre dann endlich die langerwartete Hilfe.

Und tatsächlich: Nach einer Wegbiegung sehe ich plötzlich gleißendes Licht. Eine ganze Reihe von Feuerwehrfahrzeugen hat sich aufgebaut. Alle sind sehr beschäftigt, nur keiner hat Zeit für mich. Ich wandere über den ganzen Platz, bis ich schließlich einen Notarzt sehe. Und endlich bekomme ich Hilfe. Einen Zugang, Schmerzmittel und sogar ein trockenes Plätzchen in einem VW-Bully, wo ich wirklich durchgängig betreut werde. Herzlichen Dank!

Verbrennung am Brustkorb
Leider habe ich es bis zum Übungsende nicht mehr geschafft, abtransportiert zu werden. Und so ging es nach einem sehr frühen Frühstück mit Gelenkbussen zurück in die Siegburger Innenstadt.

Eine erlebnisreiche Nacht!

Für mich nehme ich mit, dass es auf der "anderen Seite" auch wirklich ganz anders ist. Man fühlt sich doch manchmal viel verlorener, als man sich das als "Retter" so vorstellt. Ein "zu viel" an Betreuung kann es eigentlich gar nicht geben, gerade in so einer Extremsituation.


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